Zwischen Licht und Dunkelheit Das Dämmerlicht mit seinen unwirklichen mystischen Farbstimmungen lässt Geschichten, Lieder und Bilder erwachen. Es ist ein Gegenbild zu unserer hochtechnisierten, immer gut ausgeleuchteten Welt. Auch seine Westallgäuer Mundart gibt Werner Specht die Möglichkeit, Zwischenstimmungen auszudrücken, die in der deutschen Sprache so nicht beschrieben werden können.
Undrliats – dieses Wort hat Klang. Undrliats – wenn die Berge der Nagelfluhkette lange Schatten werfen und das Grün der Voralpenwiesen seine Leuchtkraft verloren hat. Undrliats – wenn die Tür zu einem Schuppen ohne Fenster aufgeht, der einfallende Lichtkegel aber zu schwach ist, um klare Konturen zu erkennen. Undrliats – wenn die Fichten im Wald sich in ein nicht mehr zu unterscheidendes Dunkel verlieren. Undrliats – wenn wir mit unseren Sinnen mehr erahnen als wahrnehmen: „Ebbas g’schpiere“ sagen wir im Allgäuer Dialekt.
Wir neigen heute dazu, zu werten und einzuteilen in Hell und Dunkel. Lassen wir lieber so manche Geschichte im Halbdunkel – „undrliats“; damit bleibt Spielraum für das Bodenständige mit einem Hauch von Mystik, aber auch für menschliche, allzumenschliche Gefühle. Tauchen Sie mit diesem Buch ein in die Dämmerstunde – sie wird vielleicht ganz andere Saiten in Ihnen zum Klingen bringen.
Ernst Vogt Bayerischer Rundfunk
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