2010-das-dorf-am-ende Das Dorf am Ende der Zeit
erschienen 2010

„Ein Bild ist nicht ein Herstellen, sondern ein Ergründen”, hat mir Werner Specht in einem unserer vielen Gesprächen gesagt, „eine innere Kraft muss von einem Bild ausgehen, ein Zauber”. Inwiefern passen diese Worte zum vorliegenden Buch, in dem der Autor Werner Specht zeigen möchte, wie es war im „Dorf am Ende der Zeit”? Und wie es heute ist in diesem fiktiven Dorf, das er irgendwo in der Allgäuer Voralpenlandschaft angesiedelt hat? Die Gedanken und Sprachbilder für dieses Buch sind beim Malen entstanden, bei der Familie Kaufmann in Bizau im Bregenzerwald, beim Laustetter in Ried oder bei der Marie und ihren Geschwistern in Schalkenried. Beim Aquarellieren oder Zeichnen mit Bleistift und Tusche hält der Lindenberger Künstler Zwiesprache mit seinen Originalen. Und sinniert über die Landschaft und ihre Veränderungen. Was ist geblieben von der Kultur unserer Vorfahren, was unwiederbringlich verloren? Wo haben wir unsere Mundart, den „Klang der alten Zeit”, noch hinüberretten können ins Hier und Jetzt? Welches Brauchtum ist den Allgäuern noch eine Herzensangelegenheit und ist nicht zur Show für eventhungrige Touristen verkommen?
Werner Specht ist bekannt für den sensiblen Umgang mit dem Licht in seinen Landschaftsaquarellen und Acrylbildern – in diesem Buch gibt er seinen faszinierenden Bild-Landschaften ein menschliches Gesicht. Kein verbrämtes oder geschminktes, sondern eines mit Falten und Furchen, das Charakter zeigt. Und den typischen Allgäuer Humor, der vielen Bewohnern dieser Landschaft auch irgendwie ins Gesicht geschrieben scheint. Ich kann mir vorstellen, dass viele der Menschen, denen Werner Specht beim Malen begegnet ist, ähnlich antworten würden wie der sprichwörtliche Mann aus Hinterstein. Der, als er zum ersten Mal nach Paris fuhr und nach 14 Tagen wieder heim kam, auf die Frage seiner Frau, wie Paris denn sei, nur einen einzigen Satz sagte: „Es isch a bissle ab-gleage!”

Ernst Vogt
Bayerischer Rundfunk

ISBN 978-3-925011-15-3